Ja, ich weiß, es klingt wie eine Aufreihung von Begriffen, die nicht viel miteinander zu tun haben. Oder vielleicht doch? Zunächst einmal ein Foto. Ein Foto ist häufig der erste Hinweis zur Lösung eines Rätsels.
Vielleicht ist jemandem die letzte Fashion Show des Hauses Chanel im Gedächtnis geblieben? Die Herbst-Winter-Kollektion 2014 wurde nämlich in einem imaginären Luxus-Supermarkt vorgestellt, gefüllt mit tausenden Produkten des täglichen Lebens. Viele davon waren re-labeled in Chanel-Jargon (z. B. Haute Ketchup, Jambon Cambon, Tweed Tea oder Coco Choco). Karl Lagerfeld schickte die Models in pragmatischen, aber stylischen Chanel-Turnschuhen und teilweise in Sportkleidung auf den Grand-Magasin-Laufsteg.
Seit Januar denke ich über diese Show und die damit verbundenen Themen nach. Ich entschied mich schließlich, die Szenerie einmal selbst nachzustellen, nur umgekehrt. Laut dem Kommentar von Lagerfeld zu der Show auf Style.com, “Wenn man richtig lächerlich aussehen will, geht man in den Supermarkt in Stilettos.” Und genau dies tat ich. Dann ließ ich mich auch noch vor dem Chanel-Flagshipstore in Frankfurt in Sportkleidung ablichten….
Warum auch nicht! Ich bin in einem kommunistischen Land, Albanien, geboren und aufgewachsen. Supermärkte gab es damals keine, geschweige denn, dass wir jemals von Chanel gehört hätten. Wir sollten glauben, Kaufhäuser seien eine dekadente Erscheinung der westlichen Länder, eine Erfindung der Kapitalisten, um die Arbeiterklasse durch Täuschung falscher Bedürfnisse vom Klassenkampf abzuhalten. Wir kannten die Supermärkte nur aus dem italienischen Fernsehen, das wir heimlich, mit selbst gebastelten Antennen schauten.
Und heute? Man geht wie selbstverständlich in den Supermarkt, trägt dabei gegebenenfalls Chanel und ja, es gibt sogar Bananen im Überfluss! (Ex-Ostblock-Leser werden mich beim Thema Bananen sicher verstehen!).
Neulich sah ich in Mailand und Frankfurt wieder einmal Chinesen – ihres Zeichens Bürger eines formal noch sozialistischen Staates – vor den Chanel-Boutiquen Schlange stehen. Die Assoziation mit den Schlangen vor den Läden, als in meiner Heimat während der kommunistischen Zeit vieles rationiert war, kam sofort auf. Ist das Ironie der Geschichte? Ist die gesteppte Chanel 2.55 die neue Mao-Uniform der Chinesinnen? Sieht Globalisierung so aus? Ist das etwa der viel beschworene Konsumismus der kapitalistischen Systeme, das Streben nach Identität, Lebenssinn und Glück durch übersteigerten Konsum? Bin ich denn heute mit der Chanel-Handtasche im Supermarkt einkaufend glücklicher als damals, während der kommunistischen Zeit?
Fragen über Fragen, deren Antworten ich nicht weiß. Eines weiß ich aber. Wonach wir damals strebten, war, dass uns keiner vorschreibt, ob wir in Sportkleidung, in zerrissener Jeans oder in dem kleinen Schwarzen auftreten; ob wir uns der Überflussgesellschaft oder den Globalisierungsgegnern anschließen; ob wir der kapitalistischen Produktionsweise oder dem schönen Traum der sozial gerechten Welt glauben. Das nenne ich Freiheit….
Lang lebe die Freiheit! Sie ist eines unserer höchsten Güter!
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