Das Weib, das mir vorhin der ausgespannte / Streublumenfächer kaum zu sehn erlaubte, / Wie sie von drüben her mir Blicke sandte, / Ob mir der Schleier, der ihr floss vom Haupte, / Wie auch der Pallas Laub in ihren Haaren / Des Anblicks Vollgenuss noch immer raubte. / Und königlich, doch streng noch von Gebaren, / Begann sie mild, gleich dem, der bis zuletzt / Die härtern Worte klug weiß aufzusparen: / „Ich bin’ s! bin Beatrice – glaubst du’ s jetzt? / War’ s lohnend nun, den Heilsberg zu ersteigen, / Der alles Menschenglück zum Ziel sich setzt?“ (Alighieri Dante, Commedia, Purgatorio, Canto XXX, übersetzt von Richard Zoozmann)
Vergangenen Donnerstag war ich bei der Eröffnung der Ausstellung „Die Göttliche Komödie Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler“ im MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main eingeladen. Das Konzept der Ausstellung, erarbeitet vom Kurator Simon Njami zusammen mit dem MMK, überträgt die universellen Fragestellungen der „Göttlichen Komödie“ von Dante Alighieri in unsere Gegenwart und setzt sie in einen aktuellen, transnationalen Zusammenhang.
Es ist ein sehr gelungenes Konzept. Die drei Etagen des Museums sind den drei Reichen des Jenseits zugeordnet, dem Paradies, der Hölle und dem Fegefeuer. Bereits im ersten Saal im Erdgeschoss sind diese Reiche als drei Kreis-Installationen in den Farben Weiß, Rot und Schwarz dargestellt.
Besonders eindrucksvoll war die Eröffnungs-Performance der Künstlerin Majida Khattari mit 72 jungen Frauen in handgefertigten Kostümen und Masken aus Marokko, welche die Vorstellungen vom Paradies im Islam aufgriff.
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Bei manchen Exponaten vergaß ich den Andrang der Besucher um mich herum und dachte an meinen Großvater, wie er noch im hohen Alter auf italienisch seine Lieblingsverse von Dante rezitieren konnte:
„Du höre jetzt: Ich war Graf Ugolin, / Erzbischof Roger er, den ich zerbissen. / Nun horch, warum ich solch ein Nachbar bin. / […] Ich weinte nicht. So starrt’ ich innerlich, / Sie weinten, und mein Anselmuccio fragte: / Du blickst so, – Vater! Ach, was hast du? Sprich! / Doch weint’ ich nicht, und diesen Tag lang sagte / Ich nichts und nichts die Nacht, bis abermal / Des Morgens Licht der Welt im Osten tagte.“ (Alighieri, Dante: Commedia, übersetzt von Carl Streckfuß, Pfleiderer R. (Hrsg); Philipp Reclam Jr. Verlag, Leipzig, 1876; Seite 186 f.)
Hier einige Fotos der beeindruckenden Werke der Ausstellung, zur Verfügung gestellt von der Pressestelle des MMK (Fotos von Axel Schneider und Ela Bialkowska):
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Und so schlenderte ich durch die Museumsräume, schauderte bei dem Anblick mancher Exponate und lächelte bei anderen, beobachtete die vielen begeisterten Besucher und machte mir Gedanken über unsere vielfältigen Jenseits-Vorstellungen.
Am Ende der Ausstellung blieb ich vor der Installation „Silence“ von Zoulikha Bouabdellah stehen. Es war eine klare Anspielung auf einen islamischen Gebetsraum.
Aber ich dachte dabei automatisch an eine andere, vielleicht mitschwingende humorvolle Interpretation der Installation. Ich fragte mich, ob wohl das Paradies einer Fashionista ähnlich aussehen könnte. Zu Hause angekommen, stellte ich die Installation nach….
Ja, man kann sich hienieden tagtäglich kleinere Paradiese schaffen, so wie man sich auch kleine Höllen kreieren kann. Wir selbst sind unseres Glückes Schmied!
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In your…Paradise!
Thanks „Beatrice“ for sharing such a nice, new and personal experience!
Thanks a lot Elma for reading my cultural experiences! As I wrote, it is just a tiny Paradise for rejoicing at in the everyday life….